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SARS-CoV-2: Momentaufnahme

Es gibt mehr oder weniger Privilegierte.
Es gibt mehr oder weniger Betroffene.
Es gibt mehr oder weniger drastische Auswirkungen.
Es gibt Verleugner und Schockierte.
Es gibt jene, die komplett still stehen und andere, die von früh bis spät schuften und rennen.
Es gibt jene, die noch immer gut schlafen können und andere, die vor Angst oder Sorgen kein Auge zubekommen.
Es gibt Träume, die sich bereits erfüllt hatten und nun zerplatzen.
Es gibt Sturköpfe, die am liebsten alles so haben möchten wie bisher und es gibt enorm Flexible, die sich jeden Tag neu erfinden.
Dort wo bisher alles in Ordnung war, gibt es nun Durcheinander und Chaos.
Es gibt Trauer, Leid und Verzweiflung, weil Menschen jemanden unerwartet verloren haben.
Es gibt Langeweile, Missmut, Unverständnis, Resignation, Hoffnung, Ignoranz, Verleugnung, Zuversicht, Ungewissheit, Disziplin, Hilfsbereitschaft, Engagement, täglichen Kampf, Durchhalten, Betroffenheit, Perspektivlosigkeit, Bemühen, großartigen Einsatz, Kreativität, Zusammenhalt, Existenzängste, Leichtsinn, Verantwortungslosigkeit, Einsamkeit, erdrückende Nähe, viel Freizeit, neue Ideen, Hilfe und Unterstützung, unterschiedliche Ansichten und Aussichten.

 

Ein bisher unbekanntes Virus hat die Menschheit noch immer stark im Griff

Sein Name: SARS-CoV-2. Die Folge: COVID-19. Die einen ersticken daran und andere merken gar nichts davon. Es hat uns eiskalt erwischt und niemand weiß, wo oder wie es uns noch weiter in die Knie wird zwingen können. Die einen trauen sich gar nicht mehr aus dem Haus, während andere leichtsinnig überall hin laufen, wo es bereits verboten ist. Gebetet wird nur noch im stillen Kämmerlein anstatt in der Kirche. Konzerte, Flohmärkte, Discos, Theater und jegliche Art von „Menschenaufläufen“ sind bis auf weiteres untersagt.

 

Ich frage mich in diesem Zusammenhang auch: „Was machen all die zum Kochen und zur Selbstversorgung unbegabten Alleinstehenden?“ Zumindest können sie sich seit Lockerung der Maßnahmen wieder vom Wirt ums Eck bekochen lassen. „Wohin mit den adrenalinsüchtigen Junkies?“ – Wenn sie erwischt werden, drohen ihnen harte Strafen oder sie kommen ungesehen davon. „Wie kommen sexuell Aktive bis hin zu Sexsüchtigen auf ihre Kosten, wenn mindestens ein Meter Abstand eingehalten werden sollte und „die freie Wildbahn“, Swinger-Clubs und auch Laufhäuser nicht mehr zur Verfügung stehen?“ – „Wie sehr müssen symbiotisch veranlagte Menschen darunter leiden, ihre Liebsten nicht auf Tuchfühlung bei sich haben zu können?“ – „Was macht die räumliche Trennung mit all jenen, die bislang eine gut gehende Fernbeziehung hatten und sich erst sehen können wenn Ausgangsbeschränkungen aufgehoben werden oder Grenzen sich wieder öffnen?“ – „Wie geht es den lufthungrigen StädterInnen, die vorwiegend unterwegs waren und nun in einer viel zu kleinen Wohnung ausharren müssen?“ – „Wie lange halten ehrenamtliche HelferInnen, die alles geben, der Dauerbelastung noch stand?“ – „Wie bringen berufstätige Eltern oder AlleinerzieherInnen die zusätzlichen Anforderungen unter einen Hut?“ – „Wie viele Obdachlose schaffen es, in dieser Situation Hilfe anzunehmen?“ – „Wie lernen Menschen, für die Geld vor Corona kein Thema war, mit sehr viel weniger bis nichts auszukommen?“ – „Wer tröstet jene, die ihre wirtschaftliche Grundlage verloren haben und wie genau soll das gehen mit Mindestabstand?“ – „Wie geht es den Ärmsten der Armen, die jetzt noch weniger haben als sie vorher schon hatten?“ – „Wie gehen wir alle mit den psychischen Anforderungen bzw. Belastungen dieser Pandemie um?“

Was tut die Angst vor COVID-19 mit uns? – Was hat dieses Virus in kürzester Zeit mit uns gemacht?

Es hat sich frech und ungefragt in unser Leben geschlichen – ganz hinterlistig und gemein. Dort wo der Spaß am größten war, hat es am härtesten zugeschlagen. Wie fies ist denn das? Da dieses Virus gern unterwegs ist, hat es sich schlagartig überallhin ausgebreitet. Wieder einmal trifft es die einen härter als die anderen.

Ein so unberechenbarer kleiner Teufel macht uns das Leben seit einiger Zeit ganz schön schwer. Es kostet uns nicht nur insgesamt enorm viel Geld, vielen Menschen kostet es auch alles, was sie sich über viele Jahrzehnte aufgebaut hatten. Es entscheidet über Leben oder Sterben. Das Geschäft offenhalten oder zusperren. Die Firma über die Runden bringen oder Pleite gehen. MitarbeiterInnen in Kurzarbeit schicken oder kündigen. Von seinen Angehörigen getrennt sein oder sie unter Umständen nie wieder sehen.

Doch auch wir entscheiden durch unser Verhalten mit. Was tun wir? Menschen, die man gern hat auf Abstand halten oder sie treffen, vielleicht anstecken und gefährden. Konsequent die Sicherheitsmaßnahmen einhalten oder schlampig sein. Regeln befolgen oder sie missachten. Zeit nutzen oder verschwenden. Über das Unabwendbare jammern oder individuelle Lösungen suchen. Eingefahrenen Bahnen nachtrauern oder neue Wege beschreiten. Sich die alte Welt zurückwünschen oder eine neue aktiv mitgestalten helfen. Sich die Haare selbst schneiden oder sie wachsen lassen. Sich mit einem Mund-Nasen- Schutz anfreunden lernen oder weiter „Bakterien- und Virenschleuder“ bleiben. Die notwendigen oder falschen Schritte setzen. Zum Bewegungsmuffel werden oder sich fit halten. Lebensmittel und Hygieneartikel horten oder sich mit dem Wesentlichen beschäftigen. Hysterie, „Fake News“ oder Zuversicht verbreiten. Sich informieren oder resignieren und so fort.

 

Das Virus hat sich in den Mittelpunkt gedrängt und den ersten Platz eingenommen. Der Kampf ist eröffnet. Wir wollen es besiegen, wissen aber immer noch nicht, wie wir das anstellen sollen. Heute ist es da und morgen dort. Es zeigt sich mit einer Penetranz, Unverschämtheit und in einem haarsträubenden Ausmaß, das wir davor noch nicht gekannt hatten. Wir jagen ihm und seinen schwerwiegenden Folgen hinterher in der Hoffnung, dass uns die Zeit nicht davonläuft. 

Dieses Virus treibt uns auseinander

Es schreckt uns.
Es ängstigt uns.
Es ärgert uns.
Es lähmt uns und unsere Aktivitäten.
Es isoliert uns.
Es raubt uns das Liebste, das wir haben – die Nähe zu vertrauten Menschen.
Es ist heimtückisch.
Es ist unberechenbar.
Es ist unverschämt.
Es ist hartnäckig.
Es bringt uns an den Rand unserer Kapazitäten.
Es zeigt unsere Grenzen auf.
Es macht vor niemandem halt.
Es lässt sich (noch) nicht in die Karten schauen.
Es ist widerlich.
Es ist menschenunwürdig.
Es richtet innerhalb kürzester Zeit enorme Schäden an.

Es lässt sich nicht sehen, riechen oder greifen, hat uns aber alle schwer im Griff.

Dieses Virus ist eine Prüfung für uns alle. Es stellt uns vor große Herausforderungen. Es verlangt manchen mehr ab als sie leisten können. Es nimmt keine Rücksicht. Es betrifft alle mehr oder weniger. Man kann es nicht umgehen. Man kann sich nicht freikaufen. Man kann sich nur vor ihm wegsperren. Viele von uns bringt es in „Einzelhaft“. Es fegt Straßen, Restaurants, Theater, Firmen und Plätze leer. 

Es schränkt Lebensfreude, Freiheit, Unabhängigkeit, Unterhaltung und Genuss stark ein.

Es hinterlässt unglaubliche Kollateralschäden aber auch viel Gutes, das hoffentlich bleibt, wenn es wieder gegangen sein wird. Es macht wütend und hilflos. Es zwingt uns in die Knie. Es hat uns ungefragt aus unserem Trott herausgerissen. Wir mussten liebgewonnene Gewohnheiten verlassen und werden wohl nie mehr dorthin zurückkehren können.

Wir sollten umdenken. Wir sollten neue, andere, bessere Wege finden. Wir sollten uns in eine Richtung fortbewegen, die wieder Sicherheit und Perspektiven schafft. Wir sollten alle gemeinsam gegen dieses Virus ankämpfen. Wir sollten uns neu besinnen und uns trotz dieses absolut widerlichen Eindringlings nicht unterkriegen lassen.

Feinde, die man nicht sieht und nicht greifen kann sind besonders bedrohlich. Man hat kein direktes Gegenüber, das man beschimpfen oder bekämpfen kann. Dieses Virus hat erbarmungslos aus den „Off“ zugeschlagen. Ihm gegenüber fühlt man sich machtlos, hilflos und ausgeliefert. Was nützt uns der ganze Krempel, den wir angesammelt haben, wenn wir ihn nicht nützen können? Was nützt uns die hart erkämpfte Freiheit, wenn wir sie nicht leben können? Was nützt uns ein reichhaltiges Angebot an Möglichkeiten, wenn wir es nicht umsetzen können? Vielleicht zeigt die Situation in der wir jetzt gerade stecken umso deutlicher auf, was wir davor alles für selbstverständlich genommen haben. Vielleicht schätzen wir jetzt erst vieles mehr, was wir bisher bedenkenlostun konnten. Vielleicht lernen wir für die Zukunft daraus, dass nichts ewig gleich bleibt.

 

Wir werden bald unsere vier Wände besser kennen als uns lieb ist.
Wir werden bald unseren Liebsten mehr vermissen, als wir uns je gedacht haben.
Wir werden den Hunger nach Freiheit noch so lange verspüren, wie die Grenzen geschlossen bleiben.
Wir werden uns möglicherweise nie mehr so in Sicherheit wiegen können, wie vor dem Ausbruch der Pandemie.

Endlos erscheint das Warten

Viele fragen sich: „Wann gibt es endlich ein Medikament oder eine Impfung gegen diese Plage?“ – „Hat das Virus vielleicht auch noch einen ebenso unwirtlichen Kollegen oder eine Freundin, von denen wir noch nichts wissen?“. Keine Ahnung, was da noch alles auf uns zukommen kann. Daran möchte ich jetzt noch gar nicht denken, auch wenn es nicht unklug wäre, zumindest mit weiteren Unannehmlichkeiten zu rechnen.

Lieber sich einigeln und positiv denken. Ob das wohl eine geeignete Strategie wäre, das Virus in die Flucht zu schlagen? Es könnte genauso schnell wieder verschwinden, wie es gekommen ist – aber es könnte auch noch länger als uns allen lieb ist aktiv bleiben. Auch könnte es kurzfristig verschwinden und danach wiederkommen – so vieles ist möglich.

Fazit ist: Wir wissen (noch) nicht, wie sich das Virus in Zukunft verhalten wird. Kann es ihm zu heiß werden im Sommer und es geht ein oder läuft es gerade dann zur Höchstform auf? Wir wissen es einfach (noch) nicht. Diese Unberechenbarkeit ist zum „die Wände hochlaufen“. Das Virus stellt uns hart auf die Probe. Wie werden wir uns als Menschen, als Gesellschaft oder Staatengemeinschaft verhalten? Wir wissen es (noch) nicht.

 

Es kann gut gehen und es kann schief gehen. Wir wissen es (noch) nicht.

SARS-CoV-2 und Covid-19 – ihr könnt mich einmal!

Lea Anders, 11. April 2020